Im Jahr 2021 fand die "IAA" - die internationale Automobilausstellung - zum ersten Mal in München statt. Neu waren neben dem Veranstaltungsort auch der Namenszusatz "Mobility" und das Konzept, neben dem Messegelände auch die Innenstadt als Ausstellungsfläche zu nutzen. München überließ den großen Autoherstellern die Nutzung der prominentesten Plätze, die in sogenannte "Open Spaces" umgewandelt wurden. Verschiedene politische Gruppen hatten zu Protesten und einer Störung der Messe aufgerufen. Die Polizei fuhr einen Großeinsatz. Am ersten Messetag seilten sich Aktivist*innen von Autobahnbrücken und Schildern rund um München ab und legten so den Verkehr lahm. Bei Massenaktionen zivilen Ungehorsams stürmten Aktivist*innen Stände in der Stadt und das Bündnis "No Future for IAA" besetzte ein seit mehreren Jahren leer stehendes Gebäude in der Karlstraße 20, unweit des Open Space Königsplatz. Das Ziel war es, einen "Open Space for Future" zu eröffnen und das Gebäude nachhaltig und nicht-kommerziell zu nutzen. Bei einer Großdemonstration am Folgetag kletterten Aktivisten auf Bäume, um ein Transparent zu entrollen. Die Polizei ging mit Pfefferspray und Schlagstock gegen die Demonstration vor. Nach Angaben der Organisator*innen nahmen mehr als 20.000 Menschen an einer Fahrradsternfahrt teil. Der gesamte Protest wurde von den bayerischen Behörden kontrolliert und unterdrückt. Es war einer der größte Polizeieinsätze in München in den letzten 20 Jahren mit einer sogenannten Null-Toleranz-Strategie. Mehrere Kletterer*innen wurden zum Beispiel in Präventivgewahrsam genommen, später hob ein Gericht die Entscheidung auf. Unzählige Menschen wurden stundenlang in Gewahrsam genommen und durften die Innenstadt nicht mehr betreten. Für "taz - die tageszeitung" waren Katharina Schipkowski und ich vor Ort und haben den Protest begleitet: Große Mobilisierung (7.9.21) Präventionshaft für Abseilaktion (8.9.21) Polizei stört Protest gegen IAA (9.9.21) "Jeder Protest im Keim erstickt" (10.9.21) Drinnen Kresse, draußen Protest - Reportage von Katharina Schipkowski (11.9.21) Proteste gegen den Autowahnsinn (11.9.21) Bilanz - Alle sprechen von Erfolg (12.9.) Ein wankender Gigant - Kommentar von Katharina Schipkowski (12.9.21)
Kurzbericht für klima.taz
Die Polizei behinderte außerdem mehrfach die Berichterstattung über den Protest. Journalist*innen lassen nun, die Rechtmäßigkeit dieser Maßnahmen gerichtlich überprüfen. Auch ich wurde in Gewahrsam genommen, weil ich die Aktivist*innen während einer Hausbesetzung begleitet habe und wegen Hausfriedensbruch verurteilt.
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