Die Zeit um Weihnachten und Neujahr verbringe ich normalerweise mit Freund:innen & Familie. Dieses Jahr war ich stattdessen in Magdeburg, habe mich auf rechtsextremen Demos herumgetrieben und mit Betroffenen rassistischer Angriffe gesprochen. Denn seit Taleb al-A., Islamhasser und AfD-Fan aus Saudi-Arabien, mit einem SUV am 20.12. über den Weihnachtsmarkt raste, 6 Menschen tötete, sowie über 300 Verletzte, herrscht in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt ein feindseliges Klima gegenüber Menschen, die als ausländisch wahrgenommen werden. Natürlich muss aufgeklärt werden, wie es sein kann, dass jemand so wirre Drohungen verbreitet und keine Konsequenzen erfährt. Was aber jenseits jeder Diskussion sein sollte: Ein Generalverdacht gegenüber Menschen, die nicht aus Deutschland stammen, ist gänzlich falsch. Fünfzehn rassistische Vorfälle in fünfzehn Tagen hat das Landesnetzwerk Mirgantenorganisationen Sachsen-Anhalt (Lamsa e.V.) mittlerweile registriert. Auch die Mobile Opferberatung des Miteinander e.V. spricht von etwa einer Meldung pro Tag. Davor sei etwa eine pro Woche eingegangen. Früh hatten die Beratungsstellen genau vor so einer Dynamik gewarnt. Besonders schlimm ist das, weil von der Tat natürlich auch Menschen mit Migrationsbiografie betroffen sind. Alle, mit denen ich vor Ort gesprochen habe, sind selbst von der Amokfahrt geschockt. Nun kommt es zu rassistischen Anfeindungen und Übergriffen. In einem Fall mit Markierung durch Hakenkreuz im Wohnumfeld, teils im öffentlichen Raum - und immer brutaler. Die rechtsextreme Instrumentalisierung der Tat zeigt Wirkung. „Wehrt euch endlich“, hatte die JA beim als Trauermarsch getarnten Auftakt des AfD-Bundeswahlkampf gefordert. Gespannt hatte ich an Silvester die Neujahrsansprache des Bundeskanzlers im Deutschlandfunk verfolgt und auf ein Zeichen des Widerstands gegen die rassistische Stimmungsmache gehofft. Leider blieb eine klare Verurteilung der Übergriffe aus. Stattdessen diskutieren wir nun dank Merz über die Kernidee des Remigrations-Plans vom Potsdamer Treffen. Wahrlich kalte Zeiten.